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SEIT

2000

Juchtenkäfer, Eremit

Kuratorium Wald

Juchtenkäfer, Eremit

Osmoderma eremita (Scopoli, 1763)

FFH-Art 1084

Systematik:

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Blatthornkäfer (Scarabaeidae)

Hauptmerkmale:

Der Käfer erreicht eine Körperlänge von 20 bis 40 mm und ist braun-schwarz gefärbt mit einer leicht metallisch glänzenden Oberfläche. Beine und Fühler sind schwarz. Die Männchen sind aufgrund einer tiefen Längsfurche im Halsschild eindeutig zu erkennen. Die Flügeldecken sind lederartig gerunzelt, gelegentlich mit undeutlich längs angeordneten Punktreihen. Eremiten gelten als die größten Vertreter der Rosenkäfer (Cetoniinae). Die Männchen verströmen einen intensiven Duft, um Weibchen anzulocken, welcher auch für Menschen wahrnehmbar ist. Der Duft erinnert an reife Pfirsiche oder an frisch gegerbtes Leder (Juchten = Rindsleder).

Lebensraum (Habitat):

Osmoderma eremita ist eine Urwaldreliktart und in Gehölzbiotopen mit altem, höhlenreichem Baumbestand zu finden. Der Juchtenkäfer tritt in lichten Laubwäldern mit hohem Alt- und Totholzanteil, vor allem in Mittel- und Auenwäldern auf. Sekundäre Lebensräume sind Streubobst- und Kopfweidenbestände, Parkanlagen oder Einzelbäume. Bevorzugt werden lebende, stehende Laubbäume mit großen Mulmhöhlen, konstanten Feuchtigkeitsbedingungen, in sonniger Lage aufgesucht, seltener abgestorbene Bäume und Nadelholz. Das Vorhandensein groß dimensionierter Strukturen und großvolumiger Baumruinen trägt positiv zur Entwicklung bei. Eichen (Quercus) und Linden (Tilia) neigen zur Höhlenbildung und werden daher vermehrt aufgesucht. Der Eremit hat eine lange Lebensraumtradition und braucht gesicherte und kontinuierliche Höhlenbäume im Umkreis von wenigen Kilometern (2 bis 4 Kilometer).
Der Eremit ist ein Strukturspezialist. Die Larven des Käfers entwickeln sich im Mulm und verpilztem Holz alter Laubbäume. Solche Höhlenstrukturen bilden sich bei Eichen ab einem Alter von 150 bis 200 Jahren.

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Juchtenkäfer Larve

Biologie

Die Entwicklungszeit der Larven beträgt drei bis vier Jahre und findet ausschließlich in Mulmhöhlen statt. Die Larven ernähren sich in dieser Zeit von Pilzmyzel, welches in der Innenwand der Höhlen wächst. Dadurch kann die Lebensdauer der besiedelten Höhlen und Bäume eher verlängert als verkürzt werden. Der Käfer ist so in der Lage einzelne Mulmhöhlen über Jahrzehnte erfolgreich zu besiedeln.
Generell gilt der Eremit als standortstreu und breitet sich nur langsam aus. Überbesiedelungen in Höhlen werden jedoch vermieden, durchschnittlich entspricht 1 l Mulm dem Lebensraum einer Larve. Geeignete Höhlen sind in einigen Metern Höhe zu finden, die Besiedelung in Bodennähe wird vermieden.
Die Paarungsplätze liegen in der Nähe der Habitatbäume und nicht auf Blüten wie bei den sonstigen Rosenkäfern. Die Weibchen legen ihre Eier in den Grund der Mulmhöhle.
Der Eremit ist überwiegend dämmerungsaktiv und gilt als „Schirmart“. Seine Anwesenheit deutet auf eine hohe Artenvielfalt xylobionter Arten hin. Durch die Mitwirkung an der Entstehung großer Mulmkörper ist er ferner auch eine „Schlüsselart“ für andere Arten.

Verbreitung

Europa:

in Bearbeitung!

Österreich:

Verbreitung in ganz Österreich, von den Pannonischen Flach- und Hügelländern bis in das inneralpine Mitelgebirge. Der Eremit lebt in der planaren bis montanen Region (bis rund 1.000 Meter Seehöhe).

 

Vorkommen in Natura 2000-Gebieten:

Niederösterreich
Salzburg
Wien
Kärnten
Steiermark
Oberösterreich
Tirol

Gefärdung

& Maßnahmen

Status rote Liste Österreich:

potentiell gefährdet (NT)

Status FFH-Richtlinie:

Anhang II

Gefährdungsursachen:

Vor allem tiefe Bodenbearbeitungen, die Entfernung von Stockholz, Kahlschlagwirtschaft und der Anbau schnellwüchsiger Arten mit kurzen Umtriebszeiten setzen dem Käfer zu. Vor allem großdimensionierte, morsche Eichenstümpfe sind heute zunehmend eine Rarität und zählen zu den ausgesprochenen Mangelbiotopen. Auch die Umwandlung alter Laubwaldbestände in Fichten-Monokulturen wird als Gefährdungsursache gesehen.

Mögliche Schutzmaßnahmen:

Erhalt/Förderung eines natürlichen Alteichenbestandes mit Saftfluss

Belassen von stärkerem Totholz und naturfaulen Stöcken und Bäumen

Erhöhung der Umtriebszeiten geeigneter Eichen (ehemalige Mittelwaldwirtschaft)

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