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2000
Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder
Kuratorium Wald
Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder
Lebensraumtyp 9410
Der Lebensraumtyp umfasst eine große Spanne unterschiedlicher Waldgesellschaften, welche jedoch alle von der Fichte (Picea abies) als Hauptbaumart dominiert werden. Es handelt sich einerseits um zonale Nadelwälder über Gesteinen aller Art in der montanen Stufe der kontinentalen Innenalpen und der subalpinen Höhenstufe der Alpen und der Mittelgebirge. Die Fichten bilden Dauergesellschaften bzw. extrazonale Gesellschaften über Sonderstandorten. In den Rand- und Zwischenalpen bilden die Wälder zumeist die obere Waldgrenze.
In der montanen Höhenstufe der Innenalpen bildet die Fichte häufig geschlossene, wenig gestufte Bestände. Die Fichte ist hier raschwüchsig, mit kurzen breiten Kronen und beendet das Höhenwachstum bereits mit 100-150 Jahren. Die Strauchschicht besteht überwiegend aus sich verjüngenden Baumarten. Die Moosschicht ist in der Regel üppig entwickelt und artenreich. Er stellt in den Hochlagen einen natürlichen Lawinen- und Erosionsschutz bis an die Waldgrenze dar.
Kennzeichnende PflanzenartenTeil 1
Hauptbaumarten:
Gemeine Fichte (Picea abies)
Begleitbaumarten:
Weiß-Tanne (Abies alba)
Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)
Rotbuche (Fagus sylvatica)
Waldkiefer (Pinus sylvestris)
Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Strauchschicht:
Salweide (Salix caprea)
Rote Holunder (Sambucus racemosa)
Kennzeichnende PflanzenartenTeil 2
Krautschicht:
Gebirgs-Frauenfarn (Athyrium distentifolium)
Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina)
Rippenfarn (Blechnum spicant)
Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa)
Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa)
Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa)
Breitblättriger Dornfarn (Dryopteris dilatata)
Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum)
Harzer Labkraut (Galium saxatile)
Alpen-Brandlattich (Homogyne alpina)
Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides)
Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica)
Sprossender Bärlapp (Lycopodium annotinum)
Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium)
Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum)
Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea)
Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum verticillatum)
Siebenstern (Trientalis europaea)
Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
Sumpf-Veilchen (Viola palustris)
Kennzeichnende PflanzenartenTeil 3
Moosschicht:
Floerkes Bartspitzmoos (Barbilophozia floerkei)
Großes Bart-Spitzmoos (Barbilophozia lycopodioides)
Dreilappiges Peitschenmoos (Bazzania trilobata)
Gewöhnliche Gabelzahnmoos (Dicranum scoparium)
Etagenmoos (Hylocomium splendens)
Großes Muschelmoos (Plagiochila asplenioides)
Gewelltblättriges Schiefkapselmoos (Plagiothecium undulatum)
Goldenes Frauenhaarmoos (Polytrichum commune)
Schönes Widertonmoos (Polytrichum formosum)
Echtes Federmoos (Ptilium crista-castrensis)
Schönes Kranzmoos (Rhytidiadelphus loreus)
Hain-Torfmoos (Sphagnum capillifolium)
Girgensohns Torfmoos (Sphagnum girgensohnii)
Sumpf-Torfmoos (Sphagnum palustre)
Fünfzeiliges Torfmoos (Sphagnum quinquefarium)
Charakteristische Tierarten
(gemäß FFH- und VS-Richtlinie)
Säugetiere:
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)
Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)
Käfer:
Gekörnter Bergwald-Bohrkäfer (Stephanopachys substriatus)
Vögel:
Raufußkauz (Aegolius funereus)
Haselhuhn (Bonasa bonasia)
Schwarzspecht (Dryocopus martius)
Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)
Dreizehenspecht (Picoides tridactylus)
Grauspecht (Picus canus)
Auerhuhn (Tetrao urogallus)
Verbreitung
Europa:
Der Lebensraumtyp ist in den mitteleuropäischen Mittelgebirgen östlich der Linie Harz-Frankenwald sowie in den Alpen und den Karpaten verbreitet.
Österreich:
Verbreitungsschwerpunkt des Lebensraumtyps bilden die Zwischen- und Innenalpen Österreichs. Ein wichtiges Nebenvorkommen befindet sich in den höchsten Erhebungen der Böhmischen Masse (Wald- und Mühlviertel).
Vorkommen in Natura 2000-Gebieten:
Gefärdung
& Maßnahmen
Status rote Liste Österreich:
Subalpiner bodensaurer Fichtenwald: ungefährdet
Fichten-Blockwald über Silikat: ungefährdet
Subalpiner bodenbasischer trockener Fichtenwald: ungefährdet
Subalpiner bodenbasischer frischer Fichtenwald: ungefährdet
Fichten-Blockwald über Karbonat: ungefährdet
Nasser bodensaurer Fichten- und Fichten-Tannenwald: gefährdet (3)
Nasser bodenbasischer Fichten- und Fichten-Tannenwald: gefährdet (3)
Status FFH-Richtlinie:
Anhang I
Gefährdungsursachen:
Großflächigere Nutzung (schlechte Regenerierbarkeit)
Ausfall der Tanne aufgrund biologisch-ökologischer Störungen (Wildverbiss, Immissionen, zunehmende Trockenheit)
Verbiss- und Schälschäden
Errichtung von touristischer Infrastruktur (besonders Skipisten, Aufstiegshilfen, etc.)
Klimawandel (z.B. Schwächung der Waldvegetation durch Extremereignisse wie Starkniederschläge, Trockenperioden, Stürme, etc.)
Mögliche Schutzmaßnahmen:
Förderung von Altholzbeständen bzw. einer Erhöhung der Umtriebszeit
Förderung von – insbesondere stehendem – Totholz im Wald
Förderung der naturnahen Nutzung der Bestände zur Erhaltung unterschiedlicher Entwicklungsstadien
Förderung der Außernutzungstellung von repräsentativen naturnahen Waldflächen
Förderung der Naturverjüngung
Trennung von Wald und Weide
Wildstandsregulierungen