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2000
Waldmeister - Buchenwälder
Kuratorium Wald
Waldmeister - Buchenwälder
Lebensraumtyp 9130
Waldmeister-Buchenwälder finden sich auf kalkhaltigen und neutralen aber basenreichen Böden von der planaren bis montanen Stufe. Während die Strauchschicht meist spärlich entwickelt bis nahezu fehlend ist, besitzen diese Wälder artenreiche Krautschichten, welche häufig geophytenreich und aus breitblättrigen Mullbodenpflanzen mit höheren Wasseransprüchen aufgebaut sind. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist die dominierende Baumart, Nebenbaumarten sind unter anderem Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Esche (Fraxinus excelsior) oder Weißtanne (Abies alba).
Der Schwerpunkt der Wälder befindet sich in niederschlagsreichen, subatlantisch getönten Regionen. Die geophytenreichen Waldmeister-Buchenwälder sind vor allem im Frühling besonders attraktiv.
Kennzeichnende Pflanzenarten-Teil1
Hauptbaumarten:
Rotbuche (Fagus sylvatica)
Weißtanne (Abies alba)
Gemeine Fichte (Picea abies)
Begleitbaumarten:
Weißtanne (Abies alba)
Spitzahorn (Acer platanoides)
Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
Gemeine Fichte (Picea abies)
Bergulme (Ulmus glabra)
Strauchschicht:
Echter Seidelbast (Daphne mezereum)
Krautschicht (Allium - Gymnocarpium):
Bärlauch (Allium ursinum)
Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Gefleckter Aronstab (Arum maculatum)
Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum)
Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum)
Nesselblättlige Glockenblume (Campanula trachelium)
Zwiebel - Zahnwurz (Cardamine bulbifera)
Quirlblättrige Zahnwurz (Cardamine enneaphyllos)
Wald-Segge (Carex sylvatica)
Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)
Echter Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)
Wald-Schwingel (Festuca altissima)
Waldmeister (Galium odoratum)
Rundblättriges Labkraut (Galium rotundifolium)
Wald-Labkraut (Galium sylvaticum)
Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris)
Bergahorn
(Acer pseudoplatanus)
Echter Seidelbast
(Daphne mezereum)
Kennzeichnende Pflanzenarten-Teil2
Krautschicht (Hepatica nobilis - Viola reichenbachiana):
Leberblümchen (Hepatica nobilis)
Wald-Gerste (Hordelymus europaeus)
Gewöhnliche Goldnessel (Lamium galeobdolon)
Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
Türkenbund (Lilium martagon)
Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum)
Einblütiges Perlgras (Melica uniflora)
Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis)
Wald-Flattergras (Milium effusum)
Waldsauerklee (Oxalis acetosella)
Weiße Pestwurz (Petasites albus)
Buchenfarn (Phegopteris connectilis)
Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum)
Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)
Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum verticillatum)
Hasenlattich (Prenanthes purpurea)
Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus agg.)
Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa)
Wald-Ziest (Stachys sylvatica)
Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)
Moosschicht:
Spitzblättriges Schönschnabelmoos (Eurhynchium striatum)
Fissidens taxifolius
Neckermoos (Neckera crispa)
Orthotrichum ssp.
Plagiochila asplenioides
Türkenbund
(Lilium martagon)
Neckermoos
(Neckera crispa)
Charakteristische Tierarten
(gemäß FFH- und VS-Richtlinie)
Säugetiere:
Haselmaus (Muscardinus avellanarius)
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)
Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)
Käfer:
Alpenbock (Rosalia alpina)
Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus)
Hirschkäfer (Lucanus cervus)
Eremit (Osmoderma eremita)
Rothalsiger Düsterkäfer (Phryganophilus ruficollis)
Schmetterlinge:
Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria)
Vögel:
Haselhuhn (Bonasa bonasia)
Schwarzstorch (Ciconia nigra)
Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos)
Mittelspecht (Dendrocopos medius)
Schwarzspecht (Dryocopus martius)
Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis)
Zwergschnäpper (Ficedula parva)
Wespenbussard (Pernis apivorus)
Grauspecht (Picus canus)
Schwarzspecht
(Dryocopus martius)
Haselmaus
(Muscardinus avellanarius)
Verbreitung
Europa:
Waldmeister-Buchenwälder besitzen eine große Variationsbreite in allen Höhenstufen und kommen von der planaren Höhenstufe bis fast an die Waldgrenze vor. Ihr Areal erstreckt sich von Südengland und Südschweden bis zu den Südalpen, den dinarischen Gebirgen und den Rhodopen sowie von Nordspanien und den Nordwesten Frankreichs bis ins Baltikum. Waldmeister-Buchenwälder gehören an vielen Standorten zur potentiell natürlichen Vegetation.
Österreich:
Der Lebensraumtyp findet sich in allen neun Bundesländern, schwerpunktmäßig jedoch in den nördlichen und südlichen Kalkalpen sowie in den östlichen Rand- und Zwischenalpen. Ein weiteres Hauptvorkommen befindet sich in der Böhmischen Masse; Nebenvorkommen auch im Nördlichen und Südöstlichen Alpenvorland.
Vorkommen in Natura 2000-Gebieten:
Gefärdung
& Maßnahmen
Status rote Liste Österreich:
Mullbraunerde-Buchenwald: stark gefährdet (2)
Mesophiler Kalk-Buchenwald: gefährdet (3)
Karbonatschutt-Fichten-Tannen-Buchenwald: gefährdet (3)
Lehm-Fichten-Tannen-Buchenwald: gefährdet (3)
Hochmontaner Buchenwald: gefährdet (3)
Status FFH-Richtlinie:
Anhang I
Gefährdungsursachen:
Umwandlung der natürlichen Baumartenmischung (insbesondere Nadelbaumaufforstung)
Großflächig einheitliche Nutzung (z.B. Kahlschlagwirtschaft)
Hohe Wildstände (Verbiss- und Schälschäden)
Versauerung der Standorte (z.B. durch Förderung von Nadelhölzern, „saurer Regen“)
Schadstoffimmissionen (z.B. unmittelbare Schädigung der Vegetation durch Ozon)
Klimawandel (z.B. Schwächung der Waldvegetation durch Extremereignisse wie Starkniederschläge, Trockenperioden, Stürme)
Ausfall wesentlicher Baumarten aufgrund biologisch-ökologischer Störungen (z.B. Tannensterben durch Verbiss, Immissionen, zunehmende Trockenheit)
Mögliche Schutzmaßnahmen:
Förderung der natürlichen Baumartenmischung
Förderung von Altholzbeständen
Förderung von (insbesondere stehendem) Totholz im Wald
Förderung einer naturnahen Nutzung
Förderung der Außernutzungstellung von repräsentativen naturnahen Waldflächen
Förderung der Naturverjüngung
Wildstandsregulierungen orientiert an der natürlichen Verjüngung
Erhaltungszustand:
Bewertung des Erhaltungszustands des Lebensraumtyps „9130: Waldmeister-Buchenwald“ in den biogeographischen Regionen Österreichs für die Berichtsperiode 2007 – 2012: